Zu den Praktiken, die die Neuroplastizität fördern, gehören das Erlernen neuer Fähigkeiten (Sprache, Musikinstrument), körperliche Aktivität, Meditation und sogar soziale Interaktion. Aufgaben, die kognitive Herausforderungen und emotionales Engagement kombinieren, sind besonders effektiv.
Interessanterweise unterbrechen auch negative Gewohnheiten neuronale Bahnen: Chronischer Stress, Angstzustände oder Sucht verstärken pathologische Schaltkreise. Dank der Plastizität können sie jedoch durch Therapie, Achtsamkeit und neue Verhaltensmuster „umprogrammiert“ werden.
Technologie beschleunigt diesen Prozess: Neurofeedback, transkranielle Magnetstimulation (TMS) und sogar VR-Therapie helfen, die Gehirnaktivität gezielt zu beeinflussen.
In der Bildung liegt die Neuroplastizität dem „Growth Mindset“ zugrunde: Der Glaube, dass Intelligenz auf natürliche Weise entwickelt werden kann, regt das Gehirn zum Lernen an.
Die Plastizität nimmt jedoch mit dem Alter ab – verschwindet aber nicht. Ältere Erwachsene können lernen; sie benötigen lediglich mehr Wiederholung und Unterstützung. Dies bietet Hoffnung, Demenz durch kognitive Aktivität vorzubeugen.
Die Entdeckung der Neuroplastizität ist nicht nur ein wissenschaftlicher Durchbruch, sondern auch ein philosophischer Wandel: Wir sind weder unserer Genetik noch unserer Vergangenheit ausgeliefert. Jeden Tag formen wir unser Gehirn durch unsere Handlungen, Gedanken und Entscheidungen. Und das bringt enorme Macht und Verantwortung mit sich.
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